Die IT als Motor für den Wandel

Umsatzsteigerung, verbesserte Kundenerlebnisse sowie die Erschließung von neuen Marktsegmenten und Geschäftsmodellen gehören zu den wichtigsten Motivationsfaktoren eines Unternehmens, um ihre IT-Landschaft zu modernisieren.

Laut Gartner sind 47 Prozent der CEOs in Europa von ihren Aufsichtsräten angehalten, in der Digitalisierung Fortschritte zu erzielen und Erfolge vorzuweisen.1 Ihr Handlungsdruck steigt und nicht selten entscheidet das „Time to Market“ von neuen Services und Produkten über den Erfolg einer digitalen Transformation in den Unternehmen.

Seit dem Frühjahr 2022 stehen Unternehmen einer weiteren Herausforderung gegenüber: Die Preisentwicklung am Energiemarkt zwingt Unternehmen zum Umdenken. Begriffe wie Environment-Social- Governance (ESG), Nachhaltigkeit und Green-IT gewinnen immer mehr an Bedeutung.  

Im Oktober 2022 hat DXC Technology im Rahmen des “Digital Journey Monitor“ 344 Unternehmen aus verschiedenen Industrien zum Thema Digitalisierung befragt. Bei der Frage „Wo sehen Sie für sich bei einer Modernisierung von Applikationslandschaften den größten Mehrwert?“ gaben über 50 Prozent der befragten Manager/Entscheidungsträger sowie Fach- und Führungskräfte an, dass sie in der Senkung des Energieverbrauches einen hohen Mehrwert oder sogar eine Top-Priorität sehen.

Die Applikationsmodernisierung ist ein umfassender Prozess, der ein Gesamtverständnis aller Anwendungen, die in den verschiedenen Abteilungen eines Unternehmens eingesetzt werden, erfordert.

Vielfältige Herausforderungen meistern

Die IT-Abteilungen spielen bei der Anwendungsmodernisierung eine zentrale Rolle. Sie sind in ihrem Alltag mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert, die eine Neuausrichtung der Anwendungslandschaft erfordern.

Aufgrund der oftmals eng kalkulierten IT-Budgets stehen die IT-Abteilungen unter kontinuierlichem Kostendruck und sie müssen ihre Kosten reduzieren sowie ihre IT-Risiken im Betrieb minimieren.

Modernisierungsvorhaben sind auch aufgrund des technologischen Wandels sowie der Lebensdauer von Applikationen notwendig. Die Wartung veralteter sowie monolithischer Systeme wird im Laufe der Jahre zunehmend unwirtschaftlich und die Erfüllung aktueller, fachlicher Anforderungen immer aufwendiger. Agilität, Flexibilität und Widerstandsfähigkeit der vorhandenen Anwendungslandschaft gehen zunehmend verloren.

Zusätzlich verschärft eine fehlende oder unzureichende Cyber-Sicherheit in der Anwendungslandschaft ihre Anfälligkeit. Mit den Jahren kann sich in Unternehmen eine komplexe Anwendungsarchitektur entwickeln, die aufgrund der steigenden Anforderungen an Mobilität und Erreichbarkeit schnell zum Einfallstor für Hackerangriffe werden kann.

Auch der zunehmende Fachkräftemangel zählt zu den vielen Herausforderungen, die die IT-Bereiche bewältigen müssen. Es fehlt oft an Ressourcen, die in neuen Technologien wie Cloud, Mobilität und Analytik oder in Technologien, für die Nischen- und Spezialwissen erforderlich ist, geschult sind.

Diese unterschiedlichen Herausforderungen können Unternehmen bewältigen, indem sie das vorhandene Anwendungsportfolio konsolidieren und modernisieren sowie Entwicklungs- und Betriebsprozesse automatisieren. Auch die Mehrheit der Befragten im “Digital Journey Monitor“ von DXC sieht in der Modernisierung der IT-Landschaft den Hebel, um die komplexen Problemstellungen zu bewältigen.

Zeit zum Handeln

Die Verlagerung von Anwendungen in die Cloud hat am Markt das Interesse an der IT-Modernisierung neu belebt. Laut einem IDC Report haben bereits 38 Prozent der Unternehmen in Europa mit einem Umzug ihrer Applikationen in eine Cloud begonnen.2

Eine Umfrage von IDC bestätigt, dass 81 Prozent der befragten Unternehmen in Europa der Verlagerung von Anwendungen in die Cloud eine hohe Priorität einräumen, Tendenz steigend.3 Doch die Umsetzung lässt oftmals auf sich warten.

Die Umstellung auf eine Cloud-Umgebung ist nur der erste Schritt zu einer Anwendungsumgebung der nächsten Generation. Laut Gartner wird erwartet, dass bis zum Jahr 2024 rund 60 Prozent der Infrastruktur- und Betriebs-Führungskräfte, die nur auf einen „Application to Cloud“-Ansatz umgestellt haben, in den kommenden Jahren mit einer Betriebskostenüberschreitung bei den Cloud-Services rechnen müssen.4

Das „Pay-per-Use“-Prinzip kommt hier zum Tragen. Nur wenn Unternehmen auch eine nachgelagerte Anwendungsmodernisierung durchführen, können sie dem Effekt der Kostenexplosion entgegenwirken, die geschäftliche Flexibilität in der Umsetzung von Anforderungen an das Anwendungsportfolio erhöhen sowie die Digitalisierung eines Unternehmens vorantreiben.

Trendentwicklungen am Markt

Jede digitale Transformation hat tiefgreifende Auswirkungen auf ein Unternehmen. Nicht nur die Technologie wird verändert, sondern auch die dadurch bedienten Geschäftsprozesse. Bei der Neugestaltung werden Abläufe optimiert, um neue Arbeitsweisen zu ermöglichen. Dies erfordert nicht selten einen Kulturwandel im Unternehmen. Umso wichtiger ist es, vorab eine Strategie für die Anwendungsmigration und -modernisierung zu entwickeln.

Es gibt bereits bei ersten Unternehmen einen neuen Trend: Das Aufsetzen der Anwendungsmodernisierung als kontinuierlichen Prozess. Dieses Vorgehen schützt zukünftig vor großen einzelnen Modernisierungswellen, die jedes Mal enorme Auswirkungen auf ein Unternehmen haben.

Ein positiver Nebeneffekt dabei ist, dass eine kontinuierliche Anwendungsmodernisierung nicht nur die Flexibilität und Agilität im IT-Umfeld fördert. IT-Abteilungen, die diesen Weg einschlagen, stärken ihre interne Unternehmensposition. Sie etablieren eine neue Art der Serviceorientierung, die Akzeptanz schafft.

Standardisierte Vorgehen als Erfolgsfaktor

Die vier größten Hürden bei der Erreichung der Ziele einer Anwendungsmodernisierung liegen in der Vereinfachung der vorhandenen IT-Anwendungsumgebung, der bestehenden Unternehmenskultur im Zusammenspiel zwischen den Geschäfts- und IT-Bereichen, den eingesetzten Methoden, Verfahren und Tools sowie einer einwandfreien Leadership und Governance mit entsprechenden Budgetfreigaben.  

Denn um Hunderte von Anwendungen in großem Umfang zu migrieren und zu modernisieren, darunter auch Kerngeschäftssysteme, würden Unternehmen und deren Geschäftsbereiche deutlich von einem industrialisierten Ansatz profitieren.

Die Unternehmen stehen vor der Entscheidung, die jeweils richtige Herangehensweise für jede einzelne Applikation zu bestimmen. Ausschlaggebend sind in der Regel der vorhandene Technologieeinsatz, der Umfang sowie die Komplexität der Anwendungen. So können beispielsweise Anwendungen, die spezielle Geschäftsfunktionen ausführen, für eine Neuarchitektur geeignet sein, während Kernanwendungen, die in mehrere Geschäftsbereiche integriert sind, eher für ein komplettes Neuschreiben des Codes in Frage kommen. Sowohl bei der Evaluierung als auch bei der Modernisierung können automatisierte Code-Source-Analyse- und Code-Refactoring-Tools den Prozess unterstützen.

Grundlage jeder Modernisierung sind neue Arbeitsweisen, die den Modernisierungsprozess beschleunigen und effizienter machen. Nicht zu vernachlässigen ist hierbei der Aspekt, dass eine Anwendungsmodernisierung den Erfolg der DevOps-Methode und umgekehrt ermöglichen kann. In diesem Fall können die Entwicklung sowie die Bereitstellung neuer Funktionen effektiver gestaltet werden und zeitliche Aufwände für die Überwindung von Reibungen im Software-Lebenszyklus bestehender Systeme kontinuierlich reduziert werden.

Über eine DevOps-Implementierung hinaus empfiehlt es sich, ein Modernisierungs-Framework zu entwickeln oder einzusetzen, welches eine Auswahl von konzeptionellen Vorgehensweisen (Treatments) für die Modernisierung von Anwendungen bereithält. Durch seinen vordefinierten, wiederholbaren Prozess wird das Vorgehen standardisiert, Aktivitäten beschleunigt und die Umsetzungsqualität kontinuierlich verbessert.

Gartner liefert in diesem Fall mit seinen „7 Optionen der Modernisierung von Legacy-Systemen“ ein gutes Leitbild.5 Es unterstützt in der Planungs- sowie Umsetzungsphase dabei, passgenaue Treatments zu identifizieren, die für eine vorhandene Applikation in Frage kommen.

Zu Beginn müssen grundlegende Entscheidungen getroffen werden: Muss eine betrachtete Anwendung konsolidiert, abgeschaltet, auf eine andere Platform umgezogen, im vorhandenen Code aktualisiert und optimiert oder architekturell verändern werden? Oder ist eine komplette Neuentwicklung der Anwendung eine Lösung?

Ist der Katalog der Treatments definiert, wird dieser durch die Konzeption von Standardvorgehen mit Leben gefüllt. Mit ihren Prozessen, Templates und Werkzeugen bilden die Standardvorgehen den Kern des Modernisierungs-Frameworks.  

Dies ist vergleichbar mit einem hocheffizienten Fließband in einer Produktionsstätte, in der jede Anwendung auf ihrem Weg in die Cloud bestimmte Schritte durchläuft und modernisiert wird.

DXC unterteilt seine Treatments in zwei Kategorien: Die Anwendungsmigration, die sich mit der Transformation von Applikationen in die Cloud befasst und die Anwendungsmodernisierung, die die vorhandene Anwendungslandschaft technologisch auf den neuesten Stand bringt, die Komplexität reduziert und somit für mehr Sicherheit sorgt. Standardisierte Abläufe ermöglichen eine qualitativ hochwertige und schnelle Abarbeitung der zu migrierenden und modernisierenden Anwendungen.

Mehrwerte schaffen

Mehrwerte werden nicht nur durch gut definierte Abläufe und mit Bedacht gewählte Werkzeuge und Templates geschaffen. Ein auf die Anwendungsmodernisierung abgestimmtes Organisationsmodell (z.B. Spotify-Modell) sowie eine grundlegend überdachte Art der Zusammenarbeit mit und innerhalb der IT-Abteilung, bieten weitere Optimierungspotenziale. Der damit verbundene Wissenstransfer sowie innovatives Handeln verhelfen zur Beschleunigung von Abläufen und bilden das Fundament für mehr Automatisierung in der Anwendungslandschaft.

Mit einem industrialisierten Ansatz können Unternehmen im Rahmen eines Migrations- und Modernisierungsvorhabens bis zu 30 Prozent der vorhandenen Applikationen konsolidieren und somit den vorhandenen Bestand der Anwendungslandschaft deutlich verringern. Ein Ergebnis, das positive Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit einer Unternhmens-IT hat.  Es verringert Prozesskosten innerhalb der Unternehmensabläufe, optimiert den Energiebedarf und reduziert somit deutlich die Gesamtbetriebskosten.

Eine interne Untersuchung aller durchgeführten Anwendungsmodernisierungsvorhaben von DXC hat gezeigt, dass Technologie-Updates eine bis zu 20-prozentige Verbesserung der Leistung des Anwendungsbestands ermöglichen sowie eine sichere Umgebung insbesondere in Bezug auf die kontinuierlichen Anforderungen an technische Mobilität von Endkunden und Mitarbeitern schaffen.

Vor dem Start von Modernisierungsprojekten sollten Unternehmen festlegen, wie sie den Erfolg der Modernisierungsvorhaben messen wollen. Über Projekt-Standardmechanismen und Key Performance Indicators (KPIs) hinaus empfiehlt es sich, unter anderem die Verknüpfung von messbaren Geschäfts- und IT-Zielen wie zum Beispiel die größere Agilität und kürzere Markteinführungszeiten für neue Funktionen zu untersuchen. Sie können ebenso bei der Priorisierung der Anwendungen in der Planungsphase helfen.

Ein System muss etabliert werden, welches die vorab definierten KPI’s kontinuierlich überwacht und den Erfolg der Modernisierungsaktivitäten dauerhaft nachweisbar macht.

Die Kosten des Nichtstuns sind höher als die Kosten einer digitalen Transformation.

Angesichts der vielen Herausforderungen, Hürden und fachlichen Aspekte, die bei einer Anwendungsmodernisierung zu berücksichtigen sind, stellt sich die Frage, ob eine Modernisierung der vorhandenen Anwendungslandschaft ökonomisch vertretbar ist.

Die Antwort lautet: Ja. Denn jeder Schritt in Richtung Applikationsmodernisierung verhilft Unternehmen zu mehr Agilität, Flexibilität, Widerstandsfähigkeit, Leistungsfähigkeit und vor allem Zukunftssicherheit.

 

1 Quelle:  Gartner - CIOs Need to Help Scale the Digital Business

2 Quelle:  IDC Survey - Doc # US48939616 - Worldwide Application Services, 2022​

3 Quelle:  IDC Survey - Doc # US48939616 - Worldwide Application Services, 2022​

4 Quelle:  Gartner - 6 Ways Cloud Migration Costs Go Off the Rails

5 Quelle:  Gartner-Bericht: „7 Options To Modernize Legacy Systems“, https://www.gartner.com/smarterwithgartner/7-options-to-modernize-legacy-systems

   

   

Andreas Jordan

Andreas Jordan ist Managing Consultant bei DXC Technology und für den Bereich Application Services verantwortlich. In seiner Rolle repräsentiert er unter anderem das Digital Innovation Lab von DXC in Düsseldorf, das sich als zentrale Anlaufsstelle für kreative und moderne Arbeitsweisen, wie zum Beispiel im Bereich Anwendungsmodernisierung, etabliert hat. Als Mitglied eines globalen DXC-Innovationsnetzwerkes, stehen Wandel und neue Herangehensweisen für Andreas Jordan im Vordergrund. Kontaktieren Sie ihn auf LinkedIn.